Hoffnungsbarometer

Es kommt darauf an, das Hoffen zu lernen. (Ernst Bloch)

Ein Blick ans untere Ende des Hoffnungsbarometers: Alle wollen Hoffnung – aber wozu braucht es dazu die Kirche?

2 Kommentare

Die Hoffnung auf stabile und intakte Beziehungen im nahen persönlichen Umfeld belegen dieses Jahr die Spitzenpositionen – doch interessant ist auch ein Blick auf die hintersten Ränge: Am wenigsten Hoffnung wird neben der Finanzbranche auf die Kirchen und Religionen gesetzt.

Traditionell kann Hoffnung zu den Tugenden der christlichen Kirchen gezählt werden – doch scheint dies immer mehr ein historisches Relikt zu sein. Zwar setzte sich der zurückgetretene Papst Benedikt XVI in seiner Enzyklika „Spe Salvi“ intensiv mit dem theologischen Begriff der „Hoffnung“ auseinander. Und der Heilige Thomas von Aquin bezeichnete im Mittelalter die Hoffnung als eine der sieben Kardinaltugenden neben Weisheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit, Mäßigung, Glaube und Liebe. Aber offensichtlich werden die heutigen Vertreter von Kirchen und Religionen nicht als Vermittler von Hoffnung wahrgenommen – weder von der breiten Gesellschaft und noch nicht einmal von einer Mehrheit der eigenen Mitglieder: Sind es bei den Freikirchen 40% der Mitglieder, sehen nur noch 20% der Reformierten und 16% der Katholiken diese Aufgabe bei ihren Pfarrern, bei den Religionslosen fällt dieser Anteil gar auf 4% ab.

In Anbetracht der biblischen Aussage, dass „Glaube – Liebe – Hoffnung“ wichtige christliche Tugenden seien, haben sich die Kirchen wohl zu sehr über den richtigen Glauben gestritten und offensichtlich zu wenig Hoffnung gelebt.

Von wem wünschen Sie, dass er in schwierigen Zeiten mehr Hoffnung vermittelt?
1. Ehepartner/in bzw. Lebenspartner/in 1.64
2. Freunde und Freundinnen 1.55
3. Ich setze meine Hoffnungen auf mich selbst, Hoffnung gehört zur Eigenverantwortung eines jeden Menschen 1.54
15. Banker, Finanz-, Versicherungsfachleute 0.58
16. Pfarrer/innen, Priester, Geistliche, Mönche, Nonnen 0.57
0 = nicht wichtig ; 1 = teils teils ; 2 = sehr wichtig

0 = nicht wichtig ; 1 = teils teils ; 2 = sehr wichtig



0 = nicht wichtig ; 1 = teils teils ; 2 = sehr wichtig

2 Kommentare zu “Ein Blick ans untere Ende des Hoffnungsbarometers: Alle wollen Hoffnung – aber wozu braucht es dazu die Kirche?

  1. Auf die Frage: „Von wem wünschen Sie, dass er in schwierigen Zeiten mehr Hoffnung vermittelt?“ hätte ich die Kirchen auch erst spät genannt. Aber nicht, weil ich ein schlechtes Bild von ihnen habe, sondern weil ich denke, dass sie das bereits ausgiebig tun. Z.B. mit ihren Hilfswerken, Diakonie, Caritas und auch in ihrer Verkündigung und sonstigen Veranstaltungen. Meine Erwartungen werden durch sie also bereits zu einem nicht unwesentlichen Teil erfüllt, dort müsste also nur wenig gesteigert werden. Was daher die o.g. Frage für sich alleine genommen angeht, kann das Ergebnis durchaus auch 180° anders interpretiert werden!

    • Theoretisch gesehen ist diese „Umdrehung“ der Analyse ein Gedanke wert. In der Tat ist es eine verlockende Vorstellung, dass Kirche, Pfarrer und Geistliche auf dem letzten 16. Platz gelandet sind, weil man eben nicht „mehr“ Hoffnung zu stiften von ihnen erwartet, weil sie dieses eben bereits im Übermasse tun. … Konsequent weitergedacht bedeutet dies aber auch, dass Banker und Finanzexperten auf dem 15. Platz eben auch schon viele Hoffnungen erfüllen … was nach den Erfahrungen der letzten Jahre an den Börsen doch eher skurril anmutet.

      Und eine Umdrehung der Hoffnung „Religiöse Erfahrung, Gott erleben“ auf dem letzten Rang für 2014 würde ebenso bedeuten, dass im 2013 bereits Gotteserfahrungen im Überfluss gemacht wurden, so dass man gar nicht auf „mehr“ hoffen muss.

      Der Blick auf das unterschiedliche Antwortverhalten der verschiedenen Kirchenzugehörigkeiten und auf die Kirchenlosen lässt dann aber doch annehmen, dass die Umdrehung dieser Antworten eher wenig sinnvoll ist, denn bei einer umgekehrten Betrachtung wären ja ausgerechnet die Religions- und Konfessionslosen bzw. Ausgetretenen am meisten mit der Kirche zufrieden – und hätten auch am meisten Gotteserfahrungen erlebt.

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